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Tag 20: As Quintas - O Pedrouzo

Dieser Tag hat ein schlechtes Timing für unseren Start in den Tag. Wir münden direkt in die Pilgerautobahn. Der Wahnsinn…  Das ist hier eine Mischung aus Volkswandertag, RüdesheimerDrosselgasse, Klassenfahrt zum Titisee und irgendwie absurd. 95% Spanier, die aus welchen Gründen auch immer nahezu alle nur noch mit Day-Packs unterwegs sind, einige sich morgens um 9:30 das erste Bier reinhauen und sich genötigt sehen, ihre mit neonfarbenen „Camino de Santiago“ - Trikots geschmückten Körper an jeder möglichen oder unmöglichen Stelle des Weges zu stretchen🥹. Tut mir gerade leid,dass ich urteile, aber was hat das mit Pilgern zu tun?
Mir ist das heute alles zu viel. Wie Tom immer so schön sagt:“Too much data“.

Für den geneigten Leser (gendern tue ich hier wie bereits gesagt nicht, weil mir das zu kompliziert ist), der sich mit der Auswahl des Jakobsweges für zukünftige Abenteuer beschäftigt… hier mal eine Statistik:
Nahezu alle dieser Wege kommen auf den letzten 100km, spätestens in Melide zusammen. Der Spanier geht gerne ausschließlich die letzten 100km ab Sarria. Weil es so Kultur ist in diesem Land läuftjeder am besten mindestens einmal im Leben die letzten 100km, da die Compostela sogar bei Bewerbungen gefragt ist. 

Menschen mit Anfang 30 tragen Shirts mit dem Aufdruck „Camino - it is possible“. 100km in 5-6 Tagen nur mit Leichtwanderausrüstung !??? Da bestehtdie größte Gefahr das Ziel nicht zu erreichen in einem verstolperten Getränkeunfall zwischen den zahlreichen Bars 😂

Bin ich furchtbar drauf heute? Jaaaa! Und ich weiß es…

Die „Day-Pack-Pilgrims“ stretchen sich übrigens gerne nach ihrer Getränkepause. Das finde ich nun wieder überaus lustig…das sieht man auch nur auf den letzten 100km…:
Die Pilgerautobahn
Die Pilgerautobahn
Wie heißt es immer so schön:“Camino provides“. 

Ein… ich nenne ihn mal „Wissender“ bringt auf einmal einen Großteil der Menschenmasse zur „Besinnung“. Zumindest für ein paar Sekunden hört das kontinuierliche Geschnatter auf, bei denen die ihn wahrnehmen.
Er spielt auf einer Art elektronischer Harfe sphärische Klänge. Zudem hat er diese Schilder aufgestellt:
Bin ich ein besserer Mensch wenn ich mich über diejenigen aufrege, die mich an diesem Tag zu Hunderten triggern? Ganz bestimmt nicht. Das war auch für mich der richtige Moment wieder aus dem Karussell rauszukommen. DANKE Unbekannter!

Ich gehe jetzt erstmal meine persönliche Route Complementario, was so viel bedeutet wie ein Alternativweg. Ich wusste gar nicht, wie schön das sein kann, an einer Bundesstraße entlang zu laufen. 😂
Nach ein paar Kilometern treffe ich Tom, vorheriger Absprache. Wir sitzen alleine in einem schönen Hinterhof 1 bar mit ausgewählten Weinsorten. Vermutlich war dies der richtige Zeitpunkt für uns beide, mal für einen Moment den Reset Knopf zu drücken. Aus einem Glas werden sechs und wir torkeln Wein selig, die letzten 5 km zu unserer Herberge. 
Wir gehen früh ins Bett. Erstens weil wir ziemlich im Eimer sind, zweitens weil ich am nächsten Tag früh starten möchte. Keine Pilgerautobahn auf den letzten Kilometern nach Santiago,