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Tag 21: O Pedrouzo - Santiago de Compostela

Das hat heute Nacht echt noch in mir gearbeitet…:
„Warum bewegst du dich so viel, 
wenn das, wonach du gesucht hast,  
in einem stillen Moment gefunden werden kann?“
Auch wenn mein spiritueller Lebensbegleiter mir das seit Jahren erzählt und ich es immer wieder mal selbst erleben darf… 
Jetzt in diesem Moment ist wieder mal wieder etwas tiefer gesackt! 

Ich bin immer was am Tun statt mal zu lassen. Selbst das Pilgern ist ja Tun. Wenn es auch sehr wertvoll ist, weil es mich über die Dauer leert und hilft, in die Selbstreflexion zu kommen und Dinge zu begreifen. Nicht im Kopf sondern auf einer tieferen Ebene.

Um 5:30 kann ich nicht mehr schlafen und ich  stehe auf. Tom steht aufgrund meines Geraschels in meinem Rucksack ebenfalls auf. Um 6:30 sind wir auf dem Weg, noch lange vor Sonnenaufgang. Eine perfekte Entscheidung, wie sich herausstellen wird.
Wenige Meter nach Verlassen der Unterkunft  treffen wir auf die einzige Cafeteria, die um diese nachtschlafende Zeit schon auf hat. Wir stärken uns mit einem Café con leche
Wenige Meter nach Verlassen der Unterkunft treffen wir auf die einzige Cafeteria, die um diese nachtschlafende Zeit schon auf hat. Wir stärken uns mit einem Café con leche
Magie… es ist Vollmondnacht! 😍
Leider mit Stirnlampen bewaffnet (ohne ist es schlicht zu gefährlich bei diesem steinigen Weg) laufen wir in den Tag. Wahnsinn diese Vollmondnacht-Atmosphäre!!!
Das folgende Bild zeigt ebenfalls den Mond, nicht die Sonne 😂:
Nächste Bar, Tarte de Santiago zur Stärkung… 15km to go bis zur Kathedrale in Santiago:
Die Sonne will auch langsam raus:
Die letzten Kilometer bis Santiago vergehen wie im Flug. Ich laufe so ganz anders ein als beim letzten Mal. Da war ich irgendwie komplett befreit. Die Pilgerautobahn hat mich nicht interessiertundich war irgendwie frei, überglücklich und vollkommen gelöst. Ich bin mit einem Teil meiner Camino Family eingelaufen und war trotzdem immer bei mir. Durch das Nordportal an der Kathedrale (quasi das Ende des Initiationsweges) bin ich auch damals nur für mich.

Tom ist noch in meiner Nähe und wir machen ein Foto am berühmten 10km Wegstein.

Dieses Mal gehe ich den Weg ab Kilometer 10 ganz alleine. Eine Camino Family gibt es diesmal nicht. Tom hat Probleme mit seinem Fußgelenk. 
Alles gut so wie es ist. 
Ich laufe durch das Portal und es stellt sich nicht das überschwängliche Glücksgefühl von vor zwei Jahten ein. Aber ich bin glücklich und zufrieden, ja dankbar. Was für eine Reise wieder mal, dienoch nicht zu Ende ist.
Ich empfinde diese Wege als Heldenreisen. Deswegen auch die URL caminohero.de
Auf dem Steinboden vor der Kathedrale zu liegen, ist immer wieder ein unglaubliches Erlebnis
Auf dem Steinboden vor der Kathedrale zu liegen, ist immer wieder ein unglaubliches Erlebnis
Ich liege so gut in der Zeit, dass ich in die 12 Uhr Messe gehen kann. Mich interessiert nicht, was der Pastor erzählt. Ich verstehe es ja ohnehin nicht. Aber die Atmosphäre in der Kathedrale mit dem Gesang und der Botufamero, dem berühmten Weihrauchfass, ist unfassbar. Ich habe Glück und es haben sich Spender gefunden, um mehrere Hundert Euro hinzublättern damit sie auch heute wieder durch die Kathedrale schwingt.
Nach der Messe treffe ich Tom. Wir freuen uns unglaublich. Das war ein hartes Stück Arbeit hierher zu kommen.
Wir holen unsere Compostela - die Pilgerurkunde - im Pilgerbüro ab.
Danach feiern wir uns für den Rest des Tages einfach selbst. Es wird wieder einmal seine Zeit brauchen, die Eindrücke, Erkenntnisse und alles Erlebte zu verarbeiten.