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Tag 28: Muxia

Was heute Nacht passiert ist, dafür gibt es keine Worte. Aber ich möchte es trotzdem aufschreiben, damit ich mich daran erinnern kann. Den ein oder anderen wird es verwirren und vielleicht denken„Jetzt ist er reif für die geschlossene Heilanstalt“. In der Tat sind viele, die solche Erlebnisse hatten, genau dort gelandet…

Nein es war nicht die Gruppe, die die ganze Nacht durchgefeiert hat… Mein gestriger Tag war schon durch sehr viel Gelöstheit gezeichnet. Man merkt es vielleicht an meinem belustigten Blick auf den gestrigen Tag, dass ich das alles nicht mehr so  ernst genommen habe.

Was ist passiert?

Als ich zurück in mein Zimmer komme, herrscht eine Totenstille in der Albergue. Ich bin überrascht! Ja so funktioniert das mit Zukunftsgedanken und mit Erwartungen. Die drei Gläser Wein als Einschlafhilfe hätte ich gar nicht trinken brauchen.

Meine Gedanken kreisen sich um philosophische Fragen wie
„Erschaffe ich mir meine eigene Zukunft“
„Ist die Zukunft schon geschrieben“
„Kann ich die Zukunft beeinflussen“
„Gibt es Zukunft und Gegenwart?“
Mit diesen Gedanken, auf die mein Gehirn natürlich keine Antwort hat und die ich von ihm auch gar nicht (unzureichend) beantwortet haben möchte 😂, schlafe ich ein. 
Nachts wache ich auf mit der tiefen Erkenntnis, dass mein ganzes Leben immer nur in der Gegenwart stattfindet. In der Unendlichkeit betrachtet, ein einziger kleiner Moment.

Ich bin in einer solch tiefen Präsenz, dass es mir früher Angst gemacht hätte. Jetzt lasse ich mich immer tiefer reinfallen. Energie durchströmt meinen Körper. Alles dehnt sich aus und zieht sich zusammen, teilweise im gleichen Moment. Dieser Zustand fühlt sich unfassbar vollkommen und zugleich tief und leicht an. Bessere Worte habe ich nicht.
Es macht für mich gerade total Sinn, mir Fragen zu stellen, die mein Verstand nicht beantworten kann. Dadurch, dass die Dimension der Frage von ihm nicht erfasst werden kann, lasse ich die Antwort offen, und öffne den Raum, dass sie „von anderer Stelle“ kommen kann ❤️
Es bereitet mir nach dem Frühstück unglaubliche Freude, noch ein wenig zu stöbern nach Impulsen. So finde ich das hier:


Für mich löst sich gerade ein weiterer Knoten auf… dankenswerterweise mit einem Impuls aus der Quantenphysik, in der es die Zeit, so wie wir sie wahrnehmen, gar nicht gibt. Mein Gehirn will ja auchmitgenommen werden im Prozess:

„Während die Physik die Zeit abschafft, scheint es die Kausalität intakt zu lassen: den Sinn, in dem eine Sache eine andere bewirken kann. Vielleicht sagt uns die Physik also, dass Kausalität undnicht  Zeit das grundlegende Merkmal unseres Universums ist.“
Vielleicht war es schon immer nur die Kausalität, die unser Leben weitergebracht hat und nicht die Zeit. Eine Sache bewirkt eine Andere: Aktion und Reaktion.


Bedeutet es doch, dass es nicht sinnlos ist und eine Wirkung hat, wie wir unser Leben leben. Selbst wenn es Zeit in der von uns gemeinhin wahrgenommenen Form gar nicht geben sollte.

So… bevor ich in weitere Gedanken abtauche, nutze ich den Morgen und setze mich mit meinen neuen Impulsen ans Meer und lasse sie mal schwingen. Vielleicht ohne weiter darüber nachzudenken.

Ich bin am letzten Tag in Muxia noch mal reingehüpft. Wie gesagt… so 🤏🏻 kalt. 



Auf das Leben!!! ❤️ Der letzte Sonnenuntergang in Muxia.

Standesgemäß im Plastikbecher 😂